Strong Viking Gründer Jan Reijs im Interview

OCR FIT: Du bist Gründer von Strong Viking. Wie kam es dazu?

Jan Reijs: Alles hat mit einem Berg angefangen. In 2011 habe ich zusammen mit Freunden den Kilimandscharo in Afrika bestiegen. Und wenn man einen Berg besteigt, hat man viel Zeit zum Nachdenken. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt seit 20 Jahren Fitness Clubs betrieben und das Gefühl, dass ich eine neue Herausforderung brauche. Was es genau werden sollte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Auf jeden Fall sollte es etwas einzigartiges sein und das Potential haben, weltweit erfolgreich zu sein.

In 2012 hat ein Freund von mir an einem Hindernislauf teilgenommen und war sehr begeistert. Da ich selbst eine Historie mit Extrem-Sport hinter mir habe, wie Skydiving und Bergsteigen, war das für mich sehr interessant. Und so habe ich an diversen Hindernisläufen teilgenommen, unter anderem bin ich vier mal beim Tough Guy gestartet.

Ende 2012 habe ich dann den Entschluss gefasst, den weltweit besten Hindernislauf zu organisieren. Das Buch von Steve Jobs hat mich dazu inspiriert. Ich habe dann auch ein Video gemacht in dem ich bekannt gegeben habe, dass ich den besten Hindernislauf der Welt organisieren möchte.

Viele Menschen haben mich dann für größenwahnsinnig gehalten. Aber ein paar Leute haben gesagt, dass das eine große Herausforderung ist. Und genau diese Leute sind der Grund für den Erfolg von Strong Viking und der OCR Series.

Es ist wie mit der Teilnahme an einem Beast oder einem Iron Viking. Mann muss sich der Herausforderung stellen und dann die nötigen Schritte für den Erfolg angehen.

OCR FIT: Was macht den Erfolg von Strong Viking aus?

Jan Reijs: Für uns steht die Qualität der Events und die Sicherheit der Läufer an erster Stelle. Und wir richten alles nach den schriftlichen Überlieferungen der Wikinger aus. Das Konzept basiert auf 1000 Jahre Wikinger-Geschichte. Von der Website bis zu den Hindernissen dreht sich alles um das Wikinger-Thema.

Ein Beispiel hierfür sind die Walhalla Steps. Wenn damals die Wikinger eine Burg erobern wollten, mussten sie alle gemeinsam an einem Strang ziehen mit dem Fokus auf das Ziel. Und so sollen die Teilnehmer auch bei uns das Gefühl haben: Wir werden heute die Burg stürmen.

Die Teilnehmer werden von uns schon beim Start auf das Rennen eingeschworen. Und dann kommen gleich die Walhalla Walls, das erste Hindernis. Dort muss man sich direkt gegenseitig helfen und das Gemeinschaftsgefühl kommt auf.

Bei anderen Läufen wird oft ein Sandsack getragen. Da haben wir nachgedacht, wie das bei den Wikingern war. Also haben wir 200 Schilder und Hämmer gefertigt. Wenn du jemanden mit einem Schild und einem Hammer laufen lässt, dann kommt auch das Wikinger-Gefühl auf.

Zusätzlich profitieren wir natürlich von einem 1000 Jahre währendem Marketing durch die Geschichten der Wikinger. Jeder hat das gleiche Bild eines Wikingers im Kopf: Strong, tough, adventurous brothers. Und das ist die Basis eines guten Hindernislaufs.

OCR FIT: Neben den einfachen Hindernissen, die das Gemeinschaftsgefühl fördern und für den Großteil der Starter das Erlebnis Hindernislauf ausmachen, habt ihr erst mit der ODIN-Startwelle und jetzt mit der OCR Series auch für Wettkampfläufer ein attraktives Format geschaffen. Erzähle uns etwas darüber.

Jan Reijs: Wir haben letztes Jahr sehr viel darüber nachgedacht, wie man den Sport professioneller machen könnte. Wir wollten den nächsten Schritt dafür machen. Dann haben wir nachgedacht, wie wir es nennen könnten. Ein Name wie “Strong Viking Races” passte nicht, da wir bei unseren Events das Motto “Strong Viking is not a race, it’s a challenge!” ausgeben. Das passte nicht zusammen.

Deshalb haben wir ein komplett neues Konzept entwickelt und es OCR Series genannt. Die OCR Series läuft neben Strong Viking als eigenständiges Format. Dafür haben wir auch ein Rule Book entwickelt und die Zusammenarbeit mit Race Marshals gestartet. Insgesamt haben wir 10.000 Euro Preisgelder ausgeschrieben. Viele Gespräche mit Athleten sind bei der Konzeption der OCR Series mit eingeflossen.

Außerdem wollten wir für die OCR Series die Schwierigkeit der Hindernisse noch etwas erhöhen. Aus unserer Sicht war es dadurch aber nicht mehr möglich das System mit den Bändchen aufrecht zu erhalten. Schon in den ersten 3 Rennen der ODIN-Startwellen (Das war die Elite-Startwelle bevor es die OCR Series gab – die Redaktion) haben wir das Peg Board eingeführt und keine einzige Frau hat das Hindernis geschafft. Dadurch gab es auch keine Gewinnerin. Und mit der OCR Series wollten wir ja noch etwas drauflegen.

Aus unserer Sicht ist das System der Bändchen nicht förderlich für die Entwicklung herausfordernder Hindernisse.– Jan Reijs

Aus unserer Sicht ist das System der Bändchen nicht förderlich für die Entwicklung herausfordernder Hindernisse. Wenn man für jeden Starter anspruchsvolle Hindernisse bieten möchte, dann würden 90-95% aller Teilnehmer das Bändchen verlieren und könnten nicht finishen.

Daher sind wir zu einem Penalty-System übergegangen. Das kann eine Strafrunde sein, Battle Ropes oder Burpees. Dabei dauern die Penalties immer viel mehr Zeit als wenn man das Hindernis überwunden hätte. Auf diese Weise bleiben alle Teilnehmer im Rennen und jeder kann finishen.

OCR FIT: Lass uns jetzt den Blick etwas weiten und auf den OCR-Sport allgemein schauen. Was ist aus deiner Sicht nötig, damit sich der Sport positiv weiterentwickeln kann?

Jan Reijs: Ich denke es ist wichtig, dass sich die Zusammenarbeit zwischen den Verbänden verbessert und dass der Sport in die Medien, vor allem ins Fernsehen kommt. Damit können wir weiter auf den Sport aufmerksam machen. Und damit fliesst dann auch wieder Geld in den Sport und der kann sich weiterentwickeln. Dann können auch die ersten Profis im Sport entstehen. Der Sport muss sich zum Mainstream entwickeln.

OCR FIT: Wie kann man den Sport denn am besten in die Medien bekommen?

Jan Reijs: Tja, viel Zeit, viel Geld ist nötig. Wir investieren sehr viel in die OCR Series. Die Leute glauben oft, man verdient hier einfach nur Geld. Aber um unsere World Finals ins Fernsehen zu bekommen, haben wir sehr viel Geld investiert. Nur über die Präsenz in den Medien können wir auch große Firmen für Sponsoring des Sports begeistern.

Es müssen Helden des Sports entstehen an denen sich junge Leute orientieren können. Sie sollen Athleten sehen, die mit einem gut gebauten Körper schnell laufen und klettern können und dabei auch noch mental sehr stark sind. Dadurch kann sich ein Sport entwickeln.

Aber es fängt an mit der Investition. Firmen müssen sich begeistern und Geld für Sponsoring ausgeben. Dann können Preisgelder bezahlt werden, was wiederum dafür sorgt, dass Profis entstehen können.

OCR FIT: Aus unserer Sicht ist Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden 2-3 Jahre zurück. Wie siehst du die Entwicklung in Deutschland?

Jan Reijs: Wir hatten einen sehr schweren Start in Deutschland. Bei unserem ersten Rennen war der wärmste Tag innerhalb der letzten 300 Jahre in Deutschland und wir mussten das Rennen in Fürstenau 2015 zur Sicherheit der Teilnehmer leider absagen.

Dieses Jahr geht es richtig los. Unsere Ticketverkäufe liegen bei über 200% über dem Zeitpunkt im Vorjahr. Du hast recht, dass Deutschland 2-3 Jahre zurück ist. Das sehen wir auch in unseren Statistiken. Aber die Entwicklung ist jetzt in Deutschland sehr gut. In Köln haben wir dieses Jahr im September ein neues Rennen, den Ultra Viking, der auch unser bisher schwerstes Rennen insgesamt wird. Dort haben wir 600 Startplätze zur Verfügung und jetzt im Januar ist das Rennen schon fast ausverkauft. Wir haben nur noch 28 Tickets übrig.

Ich glaube das, was in 2014 bis 2016 in Holland passiert ist, startet jetzt in Deutschland.

OCR FIT: Ist der Ball in Deutschland jetzt am rollen oder muss noch etwas passieren, damit der Durchbruch kommt?

Jan Reijs: Wir sehen in Social Media, dass sich die Zahl der interessierten Leute stark weiter entwickelt. Wie in Holland muss man jetzt auch in Deutschland den nächsten Schritt schaffen und ins Fernsehen kommen. Der Sport muss Mainstream werden.

Wie in Holland muss man jetzt auch in Deutschland den nächsten Schritt schaffen und ins Fernsehen kommen. Der Sport muss Mainstream werden.– Jan Reijs

Wenn man heute in Holland “Strong Viking” oder “Mud Masters” nennt, dann haben die meisten Leute schon mal davon gehört. Vor zwei Jahren kannten das bei uns auch noch nicht viele Menschen und man musste erklären, worum es geht.

In Deutschland ist man noch zwei Jahre zurück, aber so langsam geht es los, dass mehr Leute schon davon gehört haben. Ein Freund hat schon mal bei sowas teilgenommen usw.

OCR FIT: Wir möchten mit dir noch über Hindernisse sprechen. Wir sehen im OCR einen Trend zu immer anspruchsvolleren Hindernissen wie man es vom Survival Running kennt. Wie werden sich aus deiner Sicht die Hindernisse entwickeln und wird es irgendwann eine Fusion der Sportarten OCR und Survival Running geben?

Jan Reijs: Ja, im Moment ist eine Fusion im Gange. Zu Beginn waren in Holland OCR und Survival Running zwei völlig unterschiedliche Sportarten. Und die jeweiligen Anhängern mochten sich nicht besonders. Ich weiß nicht, warum. Aber jetzt entwickelt sich eine Mischung aus OCR, Survival Running, Ninja Warrior, Parkour und Freerunning. Wir hoffen auf eine Sportart, die all diese Dinge vereint.

Ich bin seit 30 Jahren in der Fitness-Branche. 1982 hat mein Vater schon das erste Gym eröffnet. Ich habe alle möglichen Trends gesehen, z.B. Aerobic, Zumba, Spinning. Und die Sportarten, die einen starken Hintergrund wie einen Verband, Trainingsprogramme und Trainingsstätten hatten, haben sich auch weiterentwickelt.

OCR ist jetzt seit 4-5 Jahren populär und es ist jetzt sehr wichtig, dass nun ein starkes Fundament gebaut wird. Alle möglichen Arten von Firmen müssen in den Sport investieren. Der Start des Magazins OCR FIT ist großartig. Man muss den Sport fördern. Wir machen das mit der OCR Series. Salomon entwickelt Sachen für den Bereich OCR. Diese Dinge, die gerade vor sich gehen, entwickeln den Sport.

OCR FIT: Du hast gerade Trainingsstätten erwähnt. Aus meiner Sicht ist das Fehlen von guten Trainingsmöglichkeiten eine der größten Baustellen in Deutschland. Wenn jemand Crossfit machen möchte, dann geht er in eine Crossfit-Box, die es in fast jeder größeren Stadt gibt. Wer OCR machen möchte, kann das oft nur durch die Teilnahme an einem Rennen machen.

Jan Reijs: Ja, das ist korrekt. In Holland geht es jetzt damit los. Ich kenne bei uns in Holland 5 oder 6 Trainingslocations. In unser zukünftiges Strong Viking Headquarter wird auch ein Viking Lab gebaut in dem alle Hindernisse der OCR Series trainiert werden können. Auch hier ist Deutschland 2-3 Jahre hinterher.

Vor zwei Jahre haben wir das Peg Board das erste mal in einer Veranstaltung eingesetzt. Keine einzige Frau hatte es geschafft und nur 20% der Männer schafften es. Mittlerweile integrieren viele Gyms Peg Boards, weil die Nachfrage danach steigt. Jetzt, zwei Jahre später, schaffen 30-40% der Frauen und 70-80% der Männer das Peg Board.

Wenn es der Sport ins Fernsehen schafft, dann werden mehr Leute die Hindernisse sehen und in ihren Trainingslocations nach solchen Trainingsmöglichkeiten fragen. Und dann wird sich der Markt verändern.

Wir haben ja auch das OCR Rig entwickelt. Das ist für Fitness-Studios eine Möglichkeit Training für Hindernisläufe als Angebot zu integrieren. Und es vielleicht mit Crossfit zu integrieren. Es gibt eine relativ neue Box, Tough Ground, die OCR mit Crossfit kombiniert.

OCR FIT: Ja, wir haben uns das letzte Woche in Holland angeschaut! (siehe Tough Ground)

Jan Reijs: Ich habe vor 1,5 Jahren mit Michaelrobert (Gründer von Tough Ground – die Redaktion) über die Entwicklung von Tough Ground gesprochen. Und so in der Art wird auch das Viking Lab aussehen. Unser OCR Rig steht auch im Tough Ground.

OCR FIT: Wir kommen gerne vorbei, wenn das Viking Lab eröffnet. Vielen Dank für das interessante Interview über Strong Viking und den OCR-Sport.

8 Kommentare zu „Strong Viking Gründer Jan Reijs im Interview“

  1. Tolles Interview, mein Kompliment!
    Was mich noch interessieren würde: Weiß jemand, von welchem “OCR-Schuh von Salomon” hier die Rede ist? Es gibt ja bekanntlich mehrere Salomon-Modelle, die sich für OCR-Rennen nutzen lassen, allerdings wird von diesen meines Wissens nach keiner als OCR-Schuh vermarktet, auch von den (bereits bekannten) 2018er -Modellen nicht .- weiß da jemand mehr?

    1. Hier die Rückmeldung von Salomon (Auszug): “Für OCR haben wir keinen Schuh entwickelt und bis lang auch nicht in Planung. Die Information, welche im Interview genannt wurde, können wir nicht bestätigen.”

      1. Raschkenstein

        Ich habe bei Jan nachgefragt und er meinte, dass Salomon “Sachen” für OCRler entwickelt. Ein spezieller Schuh war entweder ein Fehler beim Hören oder Transkribieren des Interviews, welches wir in deutsch und englisch gemischt geführt haben. Ich bitte um Verzeihung für den kleinen Fehler.

    2. Genau das habe ich mich beim Lesen auch gefragt.
      Ich tippe darauf, dass es der S-LAB Speed ist: https://www.salomon.com/de/product/s-lab-speed.html?article=378456
      Bei Salomon fällt der in die Kategorie Fellrunning, vom Untergrund her also deckungsgleich mit vielen OCR’s. Außerdem sieht der Mittelteil der Außensohle so aus, als könnten die kleinen Noppen beim Seilklettern extra Griff bieten. Allerdings steht beim Hersteller “Entwickelt für Trailrunning” und nicht OCR.
      @Raschkenstein: Könntest du für uns bei Jan wenn möglich bitte noch mal nachfragen?

  2. kein Thema – wäre halt eine tolle Überraschung von Salomon gewesen:-) So oder so auf jeden Fall ein sehr informatives Interview!

Schreibe einen Kommentar zu Marcel Kommentieren abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

termine

2020

Trag' dich ein und du bekommst alle termine 2020 geschickt, sobald sie stehen!