Der Schmerz-Muskel

Ich habe verletzungsbedingt 3 Monate lang kaum trainieren können. Heute stand zur Bestandsaufnahme ein 5km-Test an. Erwartungsgemäß war das Herz-Kreislauf-System außer Form, ich habe gehechelt wie ein Hund in der Sauna und insgesamt hat sich das alles nicht besonders toll angefühlt.

Ich habe darüber hinaus aber auch festgestellt, dass es mir wirklich sehr schwer fiel, mich die gesamten 5 Kilometer zu quälen. Immer wieder fiel ich in einen Trott in dem ich nur 90% der möglichen Leistung brachte. Ich gab dann immer wieder Gas aber hier und da gingen ein paar Sekunden verloren.

Schmerztoleranz kann man trainieren

Vor meiner Verletzungsphase konnte ich mich besser quälen. In meiner Hochzeit als Läufer, als ich am intensivsten trainiert habe (und einige Jahre jünger war), konnte ich sogar weit mehr Schmerzen ertragen.

Ich erinnere mich an einen Wettkampf (Run an den Apfel) bei dem es 5km bergab ging und dann nach einem Wendepunkt wieder 5km den Berg rauf. Ich habe gnadenlos geballert und jappste wie ein Irrer. Ich habe Asthma und die Steigung verlangte mir alles ab. Die Zuschauer drehten sich alle nach mir um und sorgten sich, ob ich nicht gleich umkippe.

Ich kippte nicht um und zog es bis zum Ziel durch. Durch mein hartes und umfangreiches Training war ich Schmerzen gewohnt. Ich konnte mehr Schmerzen und auch über einen längeren Zeitraum tolerieren.

Schmerztoleranz ist wie ein Muskel, den man trainieren kann. Genauso wie du deinen Bizeps wachsen lassen kannst oder deine Ausdauer verbesserst, kannst du auch deine Schmerztoleranz trainieren.

Quäl dich im Training

Wer im Wettkampf gute Leistungen bringen will, seine Möglichkeiten ausschöpfen will und Bestzeiten erreichen möchte, der muss sich im Training quälen. Nur wer sich im Training regelmäßig quält wird auch im Wettkampf dazu in der Lage sein, wenn es darauf ankommt.

Das bedeutet nicht, dass du immer bis zur vollen Erschöpfung trainieren sollst. Das wäre sogar kontraproduktiv. Wenn dein Trainingsplan vorsieht, dass du 1000er in 4:00 min/km laufen sollst, dann laufe sie auch so. Gemeint ist, dass du eben auch das fünfte oder sechste Interval noch in 4:00 min/km läufst, auch wenn es weh tut. Und das letzte Intervall kannst du auch noch mal einen raushauen.

Sei härter als der Rest

Als Läufer wirst du immer wieder Schmerzen begegnen. Eine brennende Lunge, schwere Beine, Eschöpfung, Blasen an den Füßen usw. Als Hindernisläufer kommen noch einige mehr hinzu – deshalb machen wir den Scheiß ja: Kälte, Prellungen, Stromschläge und vieles mehr.

Wer Schmerzen gewohnt ist, kann sie im Wettkampf auch besser ab. Und das bringt was: Ein Läufer, der 50 min. für 10km braucht kann mit einer Verbesserung von 2% in nur noch 49 min. finishen.

Noch krasser wird es bei harten Hindernisläufen. Dort kannst du dich mit hoher Leidensfähigkeit vom Wettbewerb absetzen. Du lässt schnellere Läufer stehen, weil sie keine Kälte vertragen oder bei Hindernissen mit sich hadern.

Schmerzen werden kommen, sei vorbereitet!

Ob du nun im Rennen gegen andere läufst oder nur mit dir selbst eine Challenge austrägst: Sei vorbereitet. Trainiere deinen Schmerzmuskel regelmäßig im Workout! Gibt es Übungen (Burpees?), die du nicht so gerne machst? Das sind genau deine Schwächen. Nimm dir genau diese Übungen in deinem nächsten Workout vor.

Muhammad Ali wurde einmal gefragt wieviele Situps er macht. Seine Antwort:

„I don’t count my situps, I only start counting when it starts hurting, when I feel pain, that’s when I start counting, cause that’s when it really counts.“

Oder wie es Udo Bölts 1997 so trefflich formulierte, als Jan Ullrich bei der Tour de France als Gesamtführender in den Vogesen schwächelte:

Quäl dich, du Sau!

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