Welcher ist der härteste Hindernislauf?

Immer wieder kommt die Frage auf, welcher OCR der Härteste ist. Erst kürzlich wieder in einer Facebook-Gruppe. Aber ist das die richtige Fragestellung?

Die Hindernisläufe schmücken ihre Namen mit Adjektiven wie “tough”, “toughest”, “strong” oder “iron”. Das zieht in der Werbung. Wir wollen ja alle dem Alltag entfliehen und uns für ein paar Stunden als starke Frau oder harter Kerl fühlen. Wir wollen gefordert werden, es schaffen und für einen Moment das Gefühl eines Helden oder einer Heldin haben.

Was hart ist, ist eine individuelle Angelegenheit

Aber wie will man denn bewerten, welcher der härteste Hindernislauf ist? Jeder hat seine Stärken und Schwächen und empfindet unterschiedliche Dinge als hart. Für einen muskulösen Kampfsportler, der auf OCR umgestiegen ist, werden lange Distanzen ohne ausgiebiges Training in dem Bereich ein Problem darstellen. Ein dünner Ultraläufer wird Probleme bekommen, wenn anspruchsvolle Hindernisse und schwere Carrys im Rennen auf ihn zukommen.

Mein härtestes Rennen bisher war der No Guts No Glory im Jahr 2016. Hier konnte ich meine Stärken nicht ausspielen und meine Schwächen kamen voll zum Tragen. Als geübter Langstreckenläufer mit Asthma, kann ich punkten, wenn ich längere Strecken in einem mittelhohen Tempo laufen kann. Im Rennen gab es aber maximal 200m, die man mal geradeaus und halbwegs flach laufen konnte. Ständig war es unwegsames Gelände, auf und ab, matschig und rutschig, enge Singletrails und nie vorhersehbar. Meine Schwäche instabiler Fußgelenke zollte ihren Tribut. Ich war noch nie so fertig nach einem Rennen.

Wenn es nur darum ginge, es möglichst hart zu machen, dann wäre es sehr einfach. Krypteia Gerd Fuetscher sagte uns im Interview zum Hurricane Heat “Dann würden wir solange Burpees machen lassen bis 50% ausfallen.” Mit einfach nur “hart” ist nichts erreicht. Daher macht die ganze Diskussion um den härtesten Hindernislauf nur wenig Sinn.

Jeder will gefordert werden

Wenn die Rennen maximal hart gemacht werden, gehen die DNF-Raten rauf. Es gibt als Antwort darauf nur zwei Konsequenzen: Entweder es törnt die Leute ab oder es macht sie an. Man kann es gut bei Getting Tough sehen: Wer dort startete hat nach dem ersten Mal entweder genug oder er wird zum Serientäter. Zwischenstufen sind seltener. Als Veranstalter muss man schauen, ob die Rechnung langfristig aufgeht. Wer genügend Hardcore-Fans hat, für den sollte es funktionieren.

Gefordert wollen aber alle werden. Nur nicht im Sinne von maximal hart. Jeder möchte seine persönlichen Grenzen ausloten. Aber nicht jeder möchte dafür seine Gesundheit riskieren.

“Fordernd und sicher” wäre die Alternative

Es gibt einen Punkt, bei dem noch kein Veranstalter die Messlatte hoch genug gelegt hat. Das ist das Thema Sicherheit. Ich möchte in den Hindernisläufen maximal gefordert werden, aber ich möchte nicht riskieren, dass ich mir das Kreuz breche. Letztlich geht es hier um eine Freizeitbeschäftigung und ich möchte gesund und am Stück wieder zuhause ankommen.

Jeder OCRler hat das schon erlebt: Hangeln oder Klettern ohne (ausreichenden) Fallschutz. Oft wird gar nicht gesichert oder es liegt nur ein kleiner Strohballen da, den man beim Fallen treffen müsste. Oder eine Matratze vom Sperrmüll. Beim Tough Guy ist 2016 jemand abgestürzt und durch ein morsches Netz gerauscht. Wer bei den Flying Monkey Bars nach 1,5m Flugphase die Stange nicht richtig greift, landet sehr unsanft auf dem Kreuz. In 2017 ist tragischerweise eine Athletin ums Leben gekommen. Bei einer Rutsche! Das ist einfach nur unnötig und traurig.

Macht die Hindernisse bitte primär sicher. Und dann im zweiten Schritt maximal fordernd. Mit einfach nur “hart” kommt unser Sport nicht weiter. Ich möchte fordernde Hangelhindernisse und Kombos im Rennen versuchen. Schiebt einfach ausreichend Weichbodenmatten drunter. Oder Wasserbecken wie in Mike’s Gym in Marbella. Dann können alle Leistungsklassen an OCRs partizipieren.

Wer es unbedingt härter haben möchte, soll einfach schneller laufen. Ich kann mich auch in einem vermeintlich “leichten” Rennen abschießen, wenn ich es entsprechend hart für mich gestalte. Aber sich selbst ans Limit zu pushen, das ist eine Disziplin, die nur wenige beherrschen.

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